muli muyta aus Uganda! - 6.Oktober 2014

Nach nicht einmal einer Woche, weiß gar nicht wo ich anfangen soll, denn es gibt jetzt schon so viel zu berichten und ich kann es immer noch nicht glauben, dass mein Traum endlich wahr geworden ist und ich wirklich hier bin, in Uganda!

Genauer gesagt im Guest House unserer Partnerorganisation Uganda Pioneers' Association (UPA) in Nansana, eine Stadt im Destrict Wakiso, an der Stadtgrenze zu Kampala. Gerade sitze ich auf meinem Bett unter meinem Moskitonetz und denke an die vergangen Tage zurück.

 

Am Mittwoch Morgen war es endlich so weit und gemeinsam mit meiner Patentante Ingeborg machte ich mich um halb acht auf den Weg zum Flughafen nach Düsseldorf. Nachdem wir das Gepäck abgegeben hatten, frühstückten wir noch zusammen.

Weil mein Flug fast 40 Minuten Verspätung hatte und wir deshalb scheinbar das Gefühl hatten, bis zum Boarding noch sehr viel Zeit zu haben, stellte ich beim Blick auf die Uhr plötzlich fest, dass es schon viel später war, als gedacht.

Nun wurde es also Zeit zu gehen und mich von der letzten Person in Deutschland zu verabschieden. Aber wie auch bei allen anderen Menschen, die ich jetzt ein Jahr nicht sehen würde, fühlte sich der Abschied für mich überhaupt nicht echt an, weshalb ich gar nicht wirklich traurig war. Eigentlich hatte ich eher mit dem Gegenteil gerechnet und Angst davor gehabt, meine Entscheidung kurz vor Ausreise zu bereuen. Doch genau das Gegenteil schien der Fall zu sein. Seltsamerweise war ich auch gar nicht richtig aufgeregt, sondern ich freute mich einfach nur auf dieses Jahr und auf all das, was jetzt auf mich zukommen würde.

 

Am Gate traf ich dann auf Elena, die mit mir über Istanbul weiter nach Entebbe geflogen ist und auf Mara, die sich auf den Weg nach Tansania machte.

Es ist 12:55 Uhr, als unser Flugzeug vom Boden abhebt und unsere Reise ins Unbekannte endlich beginnt! Nach dem ersten dreistündigen Flug mussten Elena und ich uns ein wenig beeilen, um den nächsten Flieger noch zu erwischen. Meine Projektpartnerin Maria kam sogar noch nach uns an, da ihr Flug über zwei Stunden Verspätung hatte.

Wir waren also wirklich erleichtert, als sie endlich um die Ecke kam und wir zusammen einsteigen konnten.

Der zweite Flug dauerte sechseinhalb Stunden, mit planmäßigem Zwischenstopp in Kigali (Ruanda), wo uns das panische Durchsuchen der Stewardessen aufgrund eines Bombenverdachts dann doch ein wenig in Unruhe versetzte. Da wir kurze Zeit später weiterflogen, schien sich der Verdacht wohl nicht bestätigt zu haben und wir erreichten um kurz vor drei den Flughafen Entebbe.

Dort wurde jedem Passagier Desinfektionsmittel auf die Hände gesprüht und wir wurden aufgefordert, ein Health Care Formular auszufüllen, das alle Ebola-Symptome abfragte. Bei der Abgabe des Formulars wurde dann mit einem pistolenförmigen Gerät an unserer Stirn Fieber gemessen.

Danach mussten wir uns noch unser Übergangsvisum abholen, bis wir uns schließlich auf den Weg zum Kofferband machten und feststellten, dass Elenas und mein Gepäck glücklicherweise angekommen war, nicht aber das von Maria. Dies lag wohl daran, dass die kurze Zeit in Istanbul nicht ausreichte, um ihr Gepäck zu verladen. Nachdem wir alle Angaben für die fehlenden Gepäckstücke gemacht hatten, war es schon vier Uhr, als wir das Gebäude verließen und von zwei UPA-Mitarbeitern am Ausgang empfangen wurden.

Der Flughafen war schon fast leer und die beiden hatten bereits unseren Mentor Sam angerufen, weil sie nach über einer Stunde nicht mehr mit uns gerechnet haben.

 

Mit einem Mietwagen ging es dann vom Flughafen in Richtung Kampala.

Von der Müdigkeit ist auf einmal nichts mehr zu spüren, im Radio läuft afrikanische Musik und der kühle Wind weht mir durch das offene Fenster des Fahrers ins Gesicht, während ich die ganze Zeit nach draußen schaue und im Vorbeifahren alles genau beobachte, alles was man trotz der Dunkelheit ohne Straßenbeleuchtung erkennen kann.

Als erstes ist mir die Anzahl an Tankstellen aufgefallen, die es mindestens alle zwei Kilometer gibt. Außerdem sehen wir für diese Tageszeit erstaunlich vielen Menschen am Straßenrand, die man erst sehr spät erkennen kann, es sei denn sie stehen vor einem der Shops, die - im Gegenteil zur Straße - meist beleuchtet sind.

Der Fahrer, dessen Namen ich leider vergessen habe, sagt uns, dass Freitags oder am Wochenende noch viel mehr Menschen um diese Zeit zum Feiern unterwegs sind, als wir unsere Verwunderung darüber äußern, wie viel noch auf den Straßen los ist. Er erklärt uns, dass die Menschen hinter ihren Shops wohnen, die sich hier an jeder größeren Straße, die ich bisher gesehen habe, aneinander reihen und in denen man vorwiegend Lebensmittel aber auch vieles andere kaufen kann.

 

Es kommt mir so vor, als würden wir immer weiter geradeaus fahren, von einigen wenigen Kreisverkehren und einer Ampel abgesehen, deren rot leuchtendem Licht keine Beachtung geschenkt wurde. Die Länge der Straßen, die wirklich immer weiter führten ohne abzuknicken und schier unendlich schienen, hat mich irgendwie total fasziniert!

 

Um kurz nach fünf sind wir nach der schönen Fahrt im Guest House angekommen und Sissi, die gute Fee und „Hausmama“ für alle Internationals, öffnet uns verschlafen die Tür und zeigt uns noch schnell die Küche, das Bad und die Latrine. Das Bad hat zwar auch eine Toilette, diese wird aber nur nachts benutzt. Tagsüber benutzen wir die Latrine draußen, die sich neben der hohen Anzahl and Fliegen durch ihren besonderen Geruch auszeichnet, den ich aber gar nicht so schlimm finde, wie anderen beiden. Das könnte aber auch daran liegen, dass ich im Moment ziemlich stark erkältet bin – in der Hinsicht auf jeden Fall von Vorteil.

 

Es handelt sich hier im Guest House um eine recht luxuriöse Latrine, denn in den Löchern der Mauer, gibt es sogar Klopapier. Die Benutzung ist an sich nicht schwer, meine Technik ist allerdings noch ausbaufähig. Auf dem Boden sind neben dem Loch in der Mitte noch zwei Erhebungen, auf die man seine Füßen stellt. Glücklicherweise kann man sich nach dem Besuch am Wasserhahn neben der Latrine nicht nur die Hände, sondern auch die Füße waschen ...

Nachdem wir unsere Moskitonetze aufgehangen haben, verabschieden wir uns für wenige Stunden in das Reich der Träume. Allerdings nicht allzu lange, da wir nicht nur von der vierten Zimmerbewohnerin, sondern auch von den Gesängen eines muslimischen Geistlichen direkt neben des Hauses, geweckt werden.

Unser erster Tag in Uganda beginnt!

Tag 1

Zum Frühstück kaufen wir uns mit Sarah, einer Mitfreiwilligen von uns, die im Office von UPA arbeitet, unseren ersten Chapati, eine Art Pfannkuchen, aus Weizenmehl, Wasser und manchmal auch ganz fein geschnittenem Gemüse.

Zurück im Guest House packen wir die heißen und sehr fettigen Chapatis aus und bereuen, uns nicht noch eine Ananas gekauft zu haben. Als könnte sie unsere Gedanken lesen, steht Sissi wenige Sekunden später mit einem Teller frisch aufgeschnittener Ananas vor uns.

Wie erwartet schmecken hier aber nicht nur die Ananas hervorragend, denn als wir als Beilage beim Mittagessen Avocados gegessen haben, muss ich sofort an meine Mama denken, die sehr gerne Avocados isst aber wahrscheinlich nie wieder eine in Deutschland kaufen würde, hätte sie jemals eine in Uganda gegessen.

Bei unsrem ersten Besuch in einem kleinen Supermarkt, der fußläufig zu erreichen ist, waren wir über die Auswahl überrascht. Es gibt Colgate Zahnpasta, Nivea Produkte, Nutella und vieles mehr.

 

Als wir nach dem Mittagessen auf der Veranda des Hauses saßen, entdeckten wir einen kleinen Affen in einem der Bäume, was hier in der Stadt scheinbar auch eher selten vorkommt, da die Einheimischen auch total begeistert waren, als er wenig später über das Gelände von UPA lief und hinter der Mauer verschwand, bevor ich ein Foto machen konnte. Maria war hingegen schnell genug und hat es geschafft, ihn zu fotografieren.

Am späten Nachmittag machten wir, Maria, Elena und ich, uns nochmal alleine auf den Weg zum Supermarkt, um dort Brötchen, Honig und Erdnussbutter zu kaufen. Die Erdnussbutter sieht ein bisschen aus wie Senf, ist von der Konsistenz aber eher so flüssig wie Honig, was beim Brötchenschmieren aber echt praktisch ist.

Auf dem Rückweg kauften wir noch Mini-Bananen, Ananas und ein Stück Jackfruit, eine gelbe Frucht, mit dem süßesten und klebrigsten Fruchtfleisch, was ich je gegessen habe. Angeblich liebt oder hasst man sie, ich hab mich aber noch nicht entschieden, tendiere aber eher zu letzterem.

Die Ananas, die wir eigentlich erst am nächsten Tag zum Frühstück essen wollten, wurde überraschenderweise schon vor Ort für uns geschnitten und wir dachten, dass es sie wohl doch schon zum Abendessen geben würde, bis wir feststellten, dass es im Guest House sogar einen Kühlschrank gibt und wir dort einen Platz für sie fanden.

 

Die „Mzungu-Rufe“ - Mzungu, das bedeutet Weißer auf Kiswahili - auf der Straße halten sich bisher in Grenzen, es sei denn, man befindet sich mitten in Kampala.

Es sind hauptsächlich Kinder die einem „Hello Mzungu, how are you?“ zurufen oder winken. Ich habe mir das durch die Erzählungen von ehemaligen Freiwilligen deutlich extremer vorgestellt. Von vielen wird man auf der Straße oder in Geschäften gefragt, wie es einem geht aber auch das scheint für uns eher mit der ugandischen Kultur und der Aufgeschlossenheit und Freundlichkeit der Bevölkerung, als mit unserer Hautfarbe, zu tun zu haben. Ich habe es bisher jedenfalls noch nicht als besonders lästig empfunden.

Tag 2

Am Freitag begann unsere erste sogenannte „Orientation“ zum Thema Uganda, bei der Sam uns alles Wichtige über Geschichte, Geografie, Kommunikation, Verkehr, politisches System und vieles mehr auf ein Flipchart aufschrieb. Abgesehen von einer kurzen Mittagspause waren wir damit fast den ganzen Tag beschäftigt. Vieles davon wusste ich zwar schon, aber es war trotzdem überhaupt nicht langweilig, und ich höre Sam allgemein sehr gerne zu, weil ich seine Art zu erzählen sehr unterhaltsam finde.

 

Zum Abendessen kauften wir uns unser erstes Rolex, ein Chapati in den ein Omelette mit Tomaten, Zwiebeln und Kohl, eingerollt wird. Rolex sind wie viele Gerichte hier sehr fertig, schmecken aber sehr lecker und sind überall an der Straße zu bekommen.

Da wir schon so viel über dieses typische Essen gehört hatten, wollten wir sie am liebsten sofort probieren und hätten fast vergessen, dass man hier in Uganda nicht auf der Straße isst.

Tag 3

Der nächste Tag war ebenfalls sehr ereignisreich und voller neuer Erlebnisse.

Mein Wecker klingelte zwar erst um acht, aber wir wurden freundlicherweise auch an diesem Morgen wieder deutlich früher von den schallenden Gesängen unserer Nachbarn geweckt. Vermutlich handelt es sich dabei wieder um die Gebetsgesänge der muslimischen Gemeinde, die - wie wir später erfuhren - heute Opferfest feierten.

 

Mit Patience, eine Mitarbeiterin von UPA, sollten wir heute zum ersten mal mit dem Matatu nach Kampala fahren. Ein Matatu ist ein kleiner Van, der hier wie ein Taxi genutzt wird und das Hauptverkehrsmittel darstellt. Einen Fahrplan gibt es nicht, man stellt sich an den Straßenrand und wartet einfach bis das nächste vorbeikommt. Das lässt nie lange auf sich warten, weil es einfach so unendlich viele gibt. Offiziell zugelassen sind entsprechend der Anzahl an Sitzen 14 Plätze. Aber das wird hier nicht so genau genommen und es kommt häufig vor, dass in einer Reihe, in der es jeweils drei Sitze gibt, vier oder manchmal auch fünf Personen nebeneinander Platz nehmen.

Wenn alle Fahrgäste eingestiegen sind, knallt der „Conductor“ die Schiebetür zu und lehnt sich während der Fahrt meist aus dem Fenster, um den an der Straße stehenden Menschen das Fahrtziel in einer Art Gesang zuzurufen. Bevor man aussteigen möchte, bezahlt man bei ihm, den beim Einstieg verhandelten Preis. Kurz vorher sagt man entweder „mumaaso awo“, „stage“ oder „parking“, damit das Matatu bei der nächsten Gelegenheit anhält.

Insgesamt ist das Matatufahren durch das ein oder andere Schlagloch von bisher unvorstellbarer Größe manchmal ein bisschen holprig, bis jetzt fand ich es aber echt witzig. Und es ist wirklich erstaunlich, welche Straßengräben und Bordsteine abseits der asphaltierten Straße damit überquert werden können.

Im Moment ist gerade Regenzeit, das heißt aber nicht, dass es den ganzen Tag regnet. Hin und wieder versteckt sich die Sonne hinter den Gewitterwolken und taucht nach einem mehr oder weniger langen Regenschauer aber wieder auf.

Es ist erstaunlich, wie schnell die Temperatur sinkt, wenn es regnet. Genauso schnell wird es aber auch wieder warm, für mich also kein Grund eine Jacke mitzunehmen. Patience hingegen, die bei über 20° eine Fleecejacke trug, fragte uns, ob uns in unseren T-Shirts, denn nicht kalt sei.

Auf der Fahrt ist mir aufgefallen, dass es wirklich schwer ist, sich hier zu orientieren, weil überall an den Hauswänden und Wellblechen an den Shops die gleiche Werbung abgebildet ist.

Der Verkehr ist in Kampala wirklich mehr als nur chaotisch, sondern einfach nur überwältigend, aber ich habe mich trotzdem überhaupt nicht unwohl gefühlt, sondern fand es wirklich amüsant das bunte Treiben auf der Straße zu beobachten.

Vor allem, wenn man verträumt am Straßenrand entlang läuft, wo im roten Sand neben sehr viel Müll auch unterschiedlich große Steine liegen, muss man wirklich gut darauf aufpassen, nicht zu stolpern oder angefahren zu werden, weil man so viele interessante Dinge sieht.

Neben den Matatus gibt es auch noch kleine Motorräder, die Boda Bodas, mit denen man auch an die entlegeneren Orte kommt und mit denen Autoreife, Türrahmen, Schrankwände, Ziegen, Stühle, fünfzehn Meter lange Stangen und meist auch mehr als nur eine Person plus Fahrer - wie eigentlich zugelassen - transportiert werden.

Noch ein Grund mehr, gut auf den Verkehr zu achten, denn die Boda Bodas kommen aus allen Richtungen und fahren deutlich schneller als die Matatus und vom Einhalten gewisser Verkehrsregeln kann hier nicht die Rede sein.

Noch viel verrückter finde ich jedoch die Fahrradfahrer, von denen es deutlich mehr gibt, als erwartet und die genau wie die Boda Bodas versuchen, jede Lücke zwischen den Matatus zu nutzen.

Es ist für mich noch undurchschaubar welches, aber irgendein System im Chaos scheint es zu geben, denn ich weiß nicht wie, aber es funktioniert. Vor allem in Kampala zögere ich oft noch lange, bis ich die Straße überquere, weil der Verkehr so schwer zu überblicken ist. Es wird aber nicht besser, je länger man wartet, also muss man es irgendwann wagen und notfalls mitten auf der Straße stehen bleiben, während sich Boda Bodas mit hoher Geschwindigkeit haarscharf an einem vorbei schlängeln. Außerdem wird hier ständig und meist ohne ersichtlichen Grund gehupt.

Eigentlich bin ich es gewöhnt, mich bei lautem Hupen reflexartig umzudrehen. Genau das sollte man sich hier aber besser abgewöhnen, da man noch schneller den Überblick verliert, wenn man sich dadurch aus der Ruhe bringen lässt.

Macht euch also keine Sorgen, dass ich an irgendeinem hämorrhagischen Fieber erkranken könnte, die Wahrscheinlichkeit von einem Matatu oder Boda Boda angefahren zu werden, scheint mir zurzeit deutlich höher zu sein ...

Bevor wir in die Innenstadt Kampalas fuhren, gingen wir mit Patience in das Uganda Museum, das ziemlich groß und sehr interessant ist. Draußen konnte man sogar die ursprünglichen Hütten der verschiedenen Kingdoms besichtigen und Patience präsentierte uns stolz die Hütte der Buganda, die größte Bevölkerungsgruppe Ugandas, zu der auch sie gehört.

Das Wetter war - wie Patience sagte - wirklich „unpredictable“, denn auf einmal kam die Sonne wieder zwischen den Wolken hervor und der Himmel war plötzlich so blau, dass man nicht denken würde, dass es kurz vorher noch in Strömen geregnet hatte.

In Kampala angekommen, führte uns Patience in ein sehr beliebtes Restaurant - scheinbar so beliebt, dass es um zwanzig vor zwei kein Gemüse mehr gab. Also bestellten wir statt dem Vegetable Pilawo (Gemüse und Reis) das Beef Pilawo, was sich dann bei drei von uns als Ziegenfleisch herausstellte, da inzwischen wohl auch das Rindfleisch ausgegangen war. Für die vierte Portion hat auch das nicht mehr gereicht, was aber nicht weiter schlimm war, da wir eigentlich ohnehin kein Fleisch bestellen wollten und einen Teil des Geldes zurück bekamen.

Danach fuhren wir mit dem Matatu zum „Miami Beach“ am Lake Victoria, um uns dort mit einigen anderen Freiwilligen aus dem Guest House zu treffen. Gerne wären wir, so wie die vielen Kinder am Ufer ins Wasser gesprungen, aber dann wurde uns eine Bootsfahrt angeboten, die mindestens genauso, wenn nicht noch schöner war.

Mit einem kleinen Paddelboot aus Holz entfernen wir uns langsam vom Steg, die Musik am Ufer wird immer leiser und wir können auf dem Wasser viele Vögel auf ihren kleinen Inseln beobachten, während uns die warme Sonne ins Gesicht scheint ...

Als wir uns auf den Rückweg machten, stellten wir fest, dass nun wohl auch der Zeitpunkt unserer ersten Fahrt auf dem Boda Boda gekommen war - und das viel früher als wir gedacht hätten -, weil vom „Miami Beach“ keine Matatus zurück nach Kampala fuhren.

Uns wurde mit Sicherheit nicht zu viel versprochen. Auch wenn ich mich am Anfang noch ängstlich am Fahrer festhielt und erst gar nicht wusste, wo ich meine Füße hinstellen soll, hat es total viel Spaß gemacht und die Strecke bis zum nächsten Matatu war viel zu kurz!

Auf der Weiterfahrt waren wir uns erst nicht sicher, ob wir richtig gehört hatten, aber im Radio wurden tatsächlich die Ergebnisse des Bundesligaspiels Paderborn gegen Leverkusen durchgesagt.

Viele Ugander sind große Fans der deutschen Nationalspieler und wir wurden schon mehrfach auf den gewonnen Weltmeistertitel angesprochen.

Als wir im Dunkeln wieder am Guest House angekommen waren, wurden wir von einigen unserer Mitfreiwilligen begrüßt, die schon seit etwa einem Monat hier sind. Es gab viel zu erzählen und wir freuten uns darüber, sie wiederzusehen. Sogar die vier Freiwilligen aus Luwero, einem ländlicheren Gebiet im Umkreis von Kampala, waren übers Wochenende nach Nansana gekommen.

Tag 4

Am nächsten Morgen versuchten wir auszuschlafen und uns nicht von den Proklamationen der „Born-Again-Gemeinde“ um halb sechs stören zu lassen.

Den Tag ließen wir nach dem Frühstück langsam mit einer Runde Qwirkle (Gesellschaftsspiel) beginnen. Mittags gingen wir dann einkaufen, weil wir Matoke, die hier sehr häufig verwendete Kochbanane und Cassava, eine kartoffelähnliche Wurzel, zubereiten wollten. Die Matoke, die wir mit Zwiebeln und Tomaten angebraten hatten, schmeckt exakt wie Kartoffeln.

Was eigentlich als Mittagessen geplant war, wurde eher zum Abendessen. Man braucht hier eben ein bisschen mehr Zeit, bis man alle Zutaten bei den Händlern gefunden, über den Preis verhandelt, zurück nach Hause getragen, geschält und lange genug gekocht hat – aber man hat sie.

Nach dem Essen war Sissi so nett und hat uns gezeigt, wie hier Wäsche gewaschen wird, worüber wir sehr dankbar waren. Ich bin davon ausgegangen, dass die Finger durch die Waschbretter aufgeschürft werden. So etwas wie Waschbretter gibt es aber gar nicht. Die Wunden an den Fingern entstehen dadurch, dass man die Wäsche nach dem Einweichen in die Hände nimmt und zwischen den Fingern aneinander reibt. Das darauffolgende Ausspülen des Waschmittels war gar nicht so leicht und momentan sind wir noch gespannt auf der Ergebnis.

Tag 5

Auch heute machten wir uns gemeinsam mit Sarah und Sam auf den Weg nach Kampala, um dort für unsere Arbeitserlaubnis zu bezahlen, die wir hoffentlich nächste Woche abholen können.

Im Moment ist der Gedanke noch kaum vorstellbar, dass wir uns bald alleine in Kampala zurechtfinden müssen. Angeblich kann man von Nansana aus direkt ins Zentrum fahren, bisher sind wir aber immer zweimal umgestiegen. Das Schwierige daran ist für uns im Moment noch die Tatsache, dass es keine Straßen- oder Ortsschilder gibt und man sich stattdessen nur an größeren Märkten oder Halteplätzen, hier auch „stage“ genannt, orientieren kann. Ich freue mich also jedes Mal, wenn ich meine, irgendetwas wiederzuerkennen.

 

Für morgen ist eine „Orientation“ über UPA geplant und am Mittwoch werden wir erstmals unsere Projekte besuchen.

Eigentlich hatten wir gehofft, schon diese Woche in die Gastfamilien ziehen zu können. Da aber leider eine Familie von vornherein fehlte und die zweite in der Nähe unseres Krankenhauses leider abgesprungen ist, weil sie keinen Strom hat, bleiben wir vorerst im Guest House, genießen das kalte, aber fließende Wasser und hoffen, dass sich bald Gastfamilien für uns finden werden.