auf dem Weg durch Tansania - 2. mai 2015

 

Tag 1 – 28. Februar 2015 Kampala - Mwanza, 14 Stunden, 858 km


4:40 Uhr Mein Wecker klingelt und ich springe mit zwei Stunden Schlaf aus dem Bett – das Rucksack packen hat natürlich wieder einmal viel länger gedauert als geplant und eigentlich wollte ich ja auch unbedingt noch meinen Blogeintrag hochladen ... Vorsichtshalber rufe ich Marias Bodafahrer, auch bekannt als BodaBob, nochmal an, um ihn daran zu erinnern mich abzuholen. Das war keine schlechte Idee, denn er hatte verstanden, dass er um 17 Uhr nachmittags kommen soll. Als ich draußen auf der Straße zusammen mit Maria auf ihn warte, kommt uns Elena entgegen, die gerade vom Feiern aus Kampala zurückgekommen ist. Nachdem wir uns verabschiedet haben, kann meine Reise beginnen!

 

Mit meinem riesigen Rucksack auf dem Rücken, muss ich mich auf dem Boda gut festhalten, damit ich nicht nach hinten umkippe. Jedes Mal, wenn ich mit diesem Rucksack fahre, komme ich mir besonders beim Anfahren so vor wie ein Käfer, der jeden Moment auf dem Rücken landen könnte. Doch zum Glück müssen wir nicht viel anhalten, weil die vielen Straßen wie leer gefegt sind. Ich liebe es nachts mit dem Boda durch Kampala zu fahren. Es sind zwar kaum Autos unterwegs und trotzdem ist an den Straßenständen auch mitten in der Nacht noch ziemlich viel los. Bis morgens früh werden Chaptis, Rolex, Fleischspieße und vieles mehr verkauft. Aus Boxen am Straßenrand dröhnt laute Musik und im kühlen Nachtwind vermischt sich der Geruch des Streetfoods mit dem Rauch der Holzkohle.


Bei der Busstation angekommen, bin ich ein wenig verwundert, als ein quietschgelber Bus von Ferrari vor dem Büro von Friends Safaris steht, bei dem ich mein Busticket gekauft habe. Die neuen, weißen Busse des Unternehmens, die ich bisher in Kampala gesehen habe, sahen irgendwie sicherer aus. Aber wer würde nicht auch gerne mit einem Ferrari nach Tansania fahren? Wenn ich zu diesem Zeitpunkt gewusst hätte, in welche Busse ich während meiner Reise noch einsteigen würde, hätte ich mir bei diesem Exemplar wirklich keine Sorgen machen müssen ...


Ich hatte schon viel über Busreisen in Ostafrika gehört, doch jetzt wurde es Zeit das Ganze selbst auszuprobieren. Ich steige ein und muss feststellen, dass es den Platz, der auf meinem Ticket notiert ist, gar nicht gibt, weil die Sitzplätze nach Buchstaben und nicht nach Zahlen gekennzeichnet sind. Also setze ich mich einfach auf den Platz, den ich mir bei der Buchung ausgesucht habe. Doch scheinbar bin ich nicht die einzige, die meinte, das dies ein schöner Platz ist. Weil das direkte Ansprechen von Dingen in der Kultur der Ugander nicht unbedingt üblich ist, beschwert sich der Mann natürlich nicht bei mir, sondern bei den Angstellten. Die Menschen um mich herum setzen sich für mich ein, bevor ich überhaupt verstehe was los ist und mich woanders hinsetzen kann. Nach lauten Diskussionen, an denen sich irgendwann gefühlt die Hälfte der Fahrgäste beteiligt, wird mir ein Platz eine Reihe weiter vorne zugewiesen, mit dem ich auch sehr zufrienden bin. Um kurz nach sechs geht die Fahrt dann endlich los und ich verabschiede mich von Kampala – bis in drei Wochen!


An der Grenze in Mutukula müssen alle aussteigen und die üblichen Einreiseformulare ausfüllen. Zum Glück helfen mir zwei junge Frauen und zeigen mir, wo ich mein Visum kaufen kann. So etwas wie Schilder sind nämlich nicht vorhanden. Bevor es weiter geht, wird erstmal Chaai (afrikanischer Tee) getrunken und an den kleinen Ständen am Grenzübergang gefrühstückt. Ich bin überrascht, weil mir immer gesagt wurde, dass die Busse durchfahren, ohne dass man zwischendurch auch nur auf die Toilette gehen kann. Dieses mal soll nämlich auch nicht unsere letzte Pause sein.

 

Gegen Mittag halten wir wieder an, um in einem Restaurant des Busunternehmens zu Mittag zu essen. Von meinem ersten tansanischen Gericht war ich begeistert. Das was in Uganda Posho heißt und ein Maisbrei ist, der ohne Soße wirklich geschmacklos ist, nennt sich in Tansania Ugali und ist meiner Meinung nach wirklich nicht vergleichbar, auch wenn mir bisher immer alle erzählt hatten, es sei das gleiche. Ugali wird vielleicht nicht mein Lieblingsessen werden, aber es ist viel dunkler, hat eine ganz andere Konsistenz und schmeckt etwas mehr nach Getreide und nicht nur nach Wasser. Auch die Soßen und anderen Beilagen waren sehr lecker!


Im Bus führe ich sehr interessante Unterhaltungen mit meinem Sitznachbarn, der mir viel über die tansanische und ostafrikanische Geschichte und das Verhältnis zwischen den verschieden Bevölkerungs- und Religionsgruppen in Tansania erzählt. Außerdem versucht er mir die Unterschiede zwischen Ugandern und Tansanen zu erklären, was ich sehr amüsant fand. Mal sehen inwieweit ich ihm nach meiner Reise in diesem Land zustimmen können würde, dachte ich.

 

Später sitzt ein dicker und sehr gesprächiger Inder neben mir. Seine Reisetipps sind sicherlich gut gemeint, helfen mir nur leider nicht weiter. Als ich von ihm erfahre, dass der Bus in Mwanza im Zentrum und nicht an der Busstation halten wird, will ich erst gar nicht richtig glauben. So ganz habe ich mich nämlich immer noch nicht daran gewöhnt, wie unzuverlässig die Angaben in diesem Teil der Erde immer wieder sind. Die Busstation liegt über 9 km außerhalb und ich hatte vor, mir dort direkt nach Ankunft das Ticket für den nächsten Tag zu kaufen und dann ein Guest House in der Nähe zu suchen. Halb so wild, dachte ich. Ich würde also einfach zur Busstation fahren, wenn der Bus wirklich nicht dort hält. In diesem Augenblick war ich allerdings auch noch überzeugt davon, dass wir im Hellen ankommen würden.


Je später es wurde und je mehr Leute mir bestätigten, dass wir ins Zentrum Mwanzas fahren, desto mehr fragte ich mich, ob es wirklich eine gute Idee sein würde mit dem Boda oder Dalla Dalla – so heißen die tansanischen Minibusse, die in Uganda Matatus genannt werden – zur Busstation zu fahren. Doch was würde mir anderes übrig bleiben? Der männliche Teil meiner Gesprächspartner und Sitznachbarn hielt das für „very safe“. Ich war davon allerdings nicht ganz so überzeugt.

Als wir kurz vor Mwanza auf die Fähre warten, um den Lake Victoria zu überqueren, frage ich mich, warum ich überhaupt irgendwas geplant hatte, wenn es hier sowieso nie so funktioniert wie gedacht. Doch es sollte ganz anders kommen.


Ich war nicht die einzige die darüber staunte, dass sich so viele Menschen auf der Fähre von einer Gruppe von Wunderheilern überzeugen ließen, ihren Kräutertrank zu kaufen, der angeblich gegen alle möglichen Krankheiten hilft. Doch unter den Käufern waren ganz offensichtlich auch sehr viele, die zu der Gruppe dazugehörten und ich kam mir vor wie in einem schlechten Theaterstück. Auch die sehr nette Tansanin neben mir, die in Uganda arbeitet und nun wieder zurück nach Hause fuhr, zweifelte ein wenig am Verstand ihrer Mitmenschen. Nachdem wir uns eine Weile lang unterhalten hatten und ich sie um Rat fragte, welches denn die beste Möglichkeit für mich wäre, um noch am selben Abend mein Busticket zu kaufen, bot sie mir sofort ihre Hilfe an und meinte ich solle auf keinen Fall ein Boda nehmen. Ihr Mann sei Pfarrer und würde sie mit dem Auto abholen. Sie würden ein wenig außerhalb der Stadt wohnen und sowieso bei der Busstation vorbei fahren. Sie könnten mich mitnehmen und ich sei auch herzlich willkommen bei ihnen zu übernachten.


Sollte ich das Angebot annehmen? Es schien mir die beste Lösung, auch wenn mir andere Freunde und Freiwillige vorher noch die schlimmsten Horrorgeschichten erzählt hatten, die anderen beim Reisen passiert waren. Auch wenn ich bisher mit keinem Bodafahrer schlechte Erfahrungen gemacht habe, vertraue ich dem Rat von Mamas trotzdem mehr. Am Morgen hatte ich noch den Tee und die Scheibe Toastbrot vom Busunternehmen abgelehnt, weil mich alle davor gewarnt hatten, dass ich auf keinen Fall Essen oder Trinken von irgendwem annehmen soll. Auch wenn ich mir dabei total lächerlich vor kam, weil alle anderen Passagiere es auch aßen. Und jetzt würde ich bei einer Familie übernachten, die ich nicht kannte? Ich glaube, dass mich meine Skepsis in den letzten Monaten hier immer beschützt hat. Trotzdem hatte ich doch ein gewisses Grundvertrauen in das Gute in den Menschen. Sonst hätte ich diese Reise, bei der ich vorher wusste, dass ich ganz bestimmt auf die Hilfe anderer angewiesen sein würde, wohl kaum gemacht. Aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich gleich am ersten Abends so aufgeschmissen gewesen wäre, wenn ich Olivia nicht getroffen hätte. Ich entschied mich auf mein Bauchgefühl zu hören.


Als ich Olivias Mann an der Tankstelle wenigstens das Spritgeld geben wollte, lehnte er dies mit den Worten „We want the blessings.“ ab. Ich brauchte also keine Zweifel daran haben, dass er Pfarrer war. Er lud mich auch ein zu einem Gottesdienst am nächsten Tag zu kommen und noch einen Tag länger zu bleiben. Das Angebot musste ich nur leider ablehnen, weil ich schon am nächsten Tag weiter nach Kigoma fahren wollte.

Ein Bekannter des Ehepaars half mir beim Kauf des Bustickets, was sich als schwieriger herausstellte, als gedacht, da einige Busunternehmen schon ausverkauft waren. Beim Abendessen schauten wir mit ihren erwachsenen Nichten eine BBC Reportage und sie erzählten mir von ihren Kindern. Ich werde wohl nie vergessen wie ich bei ihnen im Wohnzimmer saß und es gar nicht glauben konnte, wo ich gelandet war; völlig überwältigt von dieser bei uns fast unvorstellbaren Gastfreundschaft. Ich war so dankbar, dass es sich mein Herz so schwer und gleichzeitig doch so leicht anfühlte.


Als ich mir vor dem Schlafengehen das Busticket nochmal genauer anschaute, fiel mir auf, dass dort 11 Uhr als Reporting Time notiert war. Ich war verwirrt, hoffte aber einfach, dass dies vielleicht nur ein Schreibfehler war und war glücklich, die erste Busfahrt gut überstanden zu haben.

 

 

Tag 2 – 1. März 2015 Mwanza – Kigoma, 13 Stunden, 591 km


Die Uhrzeit auf dem Busticket verunsicherte mich jedoch mehr, als ich am nächsten Morgen um vier Uhr aufstand und dadurch die Nichten von Olivia wach wurden. Sie sagten mir dann, ich könne mich nochmal hinlegen, weil wir jetzt noch gar nicht losfahren würden. Nervös saß ich auf dem Sofa und fragte mich, ob ich vielleicht ein Ticket für Vormittags gekauft hatte. Dabei fuhren die Busse doch eigentlich immer früh morgens los? Hätte ich in diesem Moment bloß von der Swahili Time gewusst, in der man von unseren Zeitangaben immer 6 Stunden zurückrechnen muss. Irgendwann kam dann zum Glück Olivias Mann. Doch bevor wir losfuhren, bat er eine seiner Nichten für mich zu beten. Zu viert standen wir in einem kleinen Kreis und sie bat Gott, mich auf meiner Reise zu beschützen und dankte ihm dafür, dass er mich zu ihnen geführt hatte. Die Gastfreundschaft der Familie hatte mich von Anfang an beeindruckt, doch dieser Moment hat mich am meisten berüht.
An der Busstation angekommen, musste ich mich von ihnen verabschieden und wusste gar nicht wie ich ihnen danken sollte. Ich gab ihnen noch eine Packung Muffins, die ich aus Kampala mitgebracht hatte. Doch auch diese wollten sie erst annehmen, nachdem ich mir an einem kleinen Stand eine Packung Kekse gekauft hatte. Sie warteten noch bis der Bus los fuhr und winkten mir zu, bis ich sie nicht mehr sehen konnte.


Den ersten Teil der Strecke fuhren wir noch auf einer geteerten Landstraße. Doch schon nach kurzer Zeit befanden wir uns auf unbefestigten Untergrund, den ich eher als Sandweg bezeichnen würde und das Wort Straße in diesem Zusammenhang für völlig unangebracht halte. Es war extrem neblig und der aufgewirbelte Staub machte die Sicht noch schlechter. Ich saß relativ weit vorne und konnte durch die Windschutzscheibe nicht besonders viel erkennen; fragte mich also wie der Busfahrer es verantworten konnte trotzdem mit einer solch unheuren Geschwindigkeit zu fahren. Menschen und andere Hindernisse am Straßenrand, wurden entsprechend spät gesehen und durch plötzliche Ausweichmanöver umfahren, die den ganzen Bus ins Schwanken brachten – wie gut, dass dieser so überladen war. Ich staunte immer wieder darüber, dass wir nicht umkippten, versuchte mich aber trotz der ruckeligen Fahrt und des bedenklichen Fahrstils zu entspannen. Das gelang mir auch irgendwann recht gut, bis ich später vor uns einen anderen Bus fahren sah, der so sehr hin und her schwankte, dass mir der Anblick wirklich ein wenig Sorge bereitete, als mir klar wurde, dass der Bus in dem ich saß wohl genau so wackelte.


Im Dunkeln sah es so aus als säße neben mir eine junge Frau mit einem kleinen Mädchen auf dem Schoß. Ich wurde gefragt, ob ich Chinesin sei. Wenn mir in Kampala „Hi Chinese!“ zugerufen wird, bin ich ziemlich sicher, dass die Leute mich verarschen. Aber diesmal schien die Frage ernst gemeint zu sein und ich sagte, dass ich Deutsche bin. Ich bot den beiden einen von meinen Keksen an. Doch anstatt sich einen rauszunehmen, nahmen sie mir gleich die ganzen Packung aus der Hand. Als ich dann irgendwann fragte, ob ich mal meine Kekse zurückbekommen könnte, verstanden sie auf einmal kein Englisch mehr und verstecken die Packung neben sich, um zwischendurch immer davon zu essen. Ich finde es ja schön, dass es hier als so selbstverständlich gilt zu teilen, aber die nicht vorhandene Bescheidenheit ist mir in solchen Situation einfach suspekt. Für mich hat das dann nichts mehr mit dem zu tun, was ich unter Teilen verstehe.

Als es hell wurde und sah, dass neben mir keine Frau sondern ein Junge saß, der bestimmt nicht älter als 16 war, dachte ich schon wieder ein wenig anders über die Situation. Vielleicht hätten die beiden sonst den ganzen Tag gar nichts gegessen. Und trotzdem konnte ich ihr Verhalten nicht ganz verstehen.


Als ich um kurz vor sieben in Kigoma aus dem Bus ausstieg, hielt ich nach Daniel Ausschau, einem Freund aus Deutschland, der dort ein paar Tage bei seiner Gastfamilie verbracht hat. Ich musste nicht lange suchen; als weißer Mensch fällt man hier eben einfach auf. Mit Maci, Daniels Gastbruder, machten wir uns auf den Weg zu der Familie. Sie wohnen auf einem Hügel, von dem man eine wunderschöne Aussicht auf Kigoma und den Lake Tanganyika hat.


Nach dem Abendessen ließen wir den ersten Abend in einer Bar ausklingen und es wurde Zeit für mein erstes Kilimanjaro. Mein Fazit: nicht nur das Essen sondern auch das Bier in Tansania ist ziemlich gut!

 


 

Tag 3 – 2. März 2015 Gombe Stream National Park


Auch meine nächste Nacht war kurz, weil wir uns schon früh morgens auf den Weg zur Bootsanlegestelle machten. Wir trafen uns dort mit Siggi, einem Deutschen, den Daniel auf der Zugfahrt nach Kigoma kennengelernt hat und der schon mal vor zwanzig Jahren im Gombe National Park war, wo wir gemeinsam mit einem kleinen Motorboot hinfuhren. Während der Fahrt konnten wir die Sonne hinter den Bergen aufgehen sehen.

 


 

Der Gombe National Park ist mit 52 qkm der kleinste National Park Tansanias und bekannt für seine Chimpansen, die bis 2001 von der Chimpansenforscherin Jane Godall gepflegt wurden. Mit unserem Guide machten wir uns also auf die Suche nach den Affen. Bevor es losging, wies er uns darauf hin, dass wir im Wald immer fünf Meter rechts und links nach Schlangen Ausschau halten sollen. Er sagte, es gäbe dort alle möglichen Giftschlangen, wie die Black Mamba und verschiedene Cobraarten. Am Anfang versuchte ich das also wirklich, musste aber irgendwann aufgeben. Ich schaute einfach auf meine Füße und selbst die konnte ich nicht immer sehen. Insbesondere dann nicht mehr, als wir uns mitten durch den Regenwald schlugen, weil unser Guide sich mit anderen Guides durch Rufe verständigte, um die Tiere zu finden. Er war der Meinung, dass die Rufe aus der Richtung kamen, wo keine Wege hinführten. Wir liefen an kleinen Bächen vorbei, hörten das Wasser plätschern und die Vögel zwischern – diese faszinierenden Geräusche des Regenwaldes um uns herum waren allein schon ein wunderschönes Erlebnis. Irgendwann war es dann so weit und wir fanden die Chimpansen!

 


 

Tag 4 – 3. März Kigoma, Ujiji


An diesem Tag war genau das richtige Museumswetter und ich war im Memorial Center in Ujiji. Von Ujiji führte früher eine Sklavenstraße bis nach Dar Es Saalam quer durch Tansania, weshalb der Ort auch während der deutschen Kolonialzeit von Bedeutung war. In Ujiji traf Henry Stanely, ein britischer Afrikaforscher im Jahr 1871 auf Dr. David Livingstone. Dieser wurde zu diesem Zeitpunkt schon Jahre lang für tot gehalten und war ein schottischer Arzt und Missionar, der sich gegen die Sklavenarbeit in Ostafrika einsetzte und sich unter anderem auch auf der Suche nach der Nilquelle befand. Die zwei Mangobäume neben dem Dr. Livingstone Memorial sollen Ableger des berühmten Mangobaum sein, unter dem er einige seiner Aufzeichnungen verfasst haben soll.

 

Tag 5 – 4. März Kigoma


Dies war eher ein entspannter Tag, an dem wir in Kigoma unterwegs waren. Zum Mittagessen gab es, wie ständig auf meiner Reise, Chipsi Mayai und den leckeren afrikanischen Gewürztee mit Milch. Chipsi Mayai ist ein Omlette mit Kartoffeln, das am besten schmeckt, wenn man es mit ganz viel scharfer Tomatensauce isst.

 


 

Am Abend war ich mit Maci nochmal am Lake Tanganyika, doch als es wieder anfing zu regnen, fanden wir es dann doch nicht mehr ganz so angenehm und hielten einen gemütlichen Abend zu Hause für die bessere Idee.

 

 

Tag 6 – 5. März Weiterfahrt in Richtung Dodoma


Auch wenn der der Mann am Fahrkarten-Häuschen das am Tag vorher zuerst verneint hatte, war doch noch ein Platz in der 2. Klasse für die Zugfahrt nach Dodoma frei. Nach dem Kauf meiner Fahrkarte, einem hellblauen Pappkärtchen, war ich wirklich gespannt was mich erwarten würde.

Die Zeit vor der Abfahrt verbrachte ich noch in Kigoma und wir landeten mit Daniels Gastmutter in einem Friseursalon, wo mir eine Frau spontan ihr Kopftuch umgebunden hat und das Ganze in einem kleinen Fotoshooting endete.
Nachdem ich meine Sachen gepackt hatte, wurde es Zeit die letzte Fahrt im Bajaji zu genießen. Das sind kleine dreirädige Taxis, mit dem denen wir öfter unterwegs waren und auch diesmal zum Bahnhof fuhren.

 



Schon eine Stunde vor der planmäßigen Abfahrt war der Bahnhof völlig überfüllt. Es dauert jedoch erstmal bis alle Menschen ausgestiegen waren und man bis zu den Gleisen laufen konnte. Mitten in diesem Chaos, wurde mir recht schnell klar, dass wir wohl kaum um 17 Uhr losfahren würden. Ich hoffte nur, dass wir dann wenigstens so viel Verspätung haben würden, dass wir am nächsten Tag nicht mitten in der Nacht, sondern am Morgen in Dodoma ankommen würden. Mein Schlafwagen der 2. Klasse, in der ich mir eine Kabine mit 5 anderen Frauen teilte, kam leider erst gegen acht Uhr an. Solange wartete ich mit hunderten anderen Menschen neben den Gleisen.
Nachdem ich mich von Daniel und Macis kleinem Bruder verabschiedet hatte, kam ich mir ziemlich verloren vor unter so vielen Menschen, die nur lachten, als ich fragte, ob sie Englisch sprechen. Weil in Uganda wirklich fast jeder in den größeren Städten Englisch spricht, hatte ich die Lage in Tansania ein wenig überschätzt und war schon auf der Busfahrt überrascht, wie schwierig es war jemanden zu finden, der nicht nur Swahili spricht.



 

Von den Gleisen aus hatte ich einen wunderschönen Blick auf den Lake Tanganyika und den Hafen, in dem ich sogar MV Liemba sehen konnte, während die Sonne hinter dem Horizont verschwand. Ich saß neben zwei Frauen, die zwar auch kaum Englisch verstanden, aber die Daniel auf Swahili gebeten hatte, mir dabei zu helfen mein Compartment zu finden und sich später auch immer wieder erkundigt haben, ob es mir gut geht.

 


 

Als der Waggon um kurz nach acht endlich da war, war das größte Problem gar nicht die richtige Kabine zu finden. Viel schwieriger war es überhaupt reinzukommen, weil schon so viele Menschen mit ihrem Gepäck in der Kabine standen und ich versuchte den Menschen auszuweichen, die sich auf dem Flur an mir vorbei quetschten. Doch wohin? Ich konnte mich mit meinem Rucksack auf dem Rücken kaum einen Zentimeter bewegen und war einfach froh, dass auf dem Schild an der Tür die richtige Nummer stand. Ein solches Gedränge hatte ich lange nicht mehr erlebt.
Im Zug war es ziemlich dunkel und erst als ein Schaffner sich durch die Menge schlagen konnte und sich die Fahrkarten zeigen ließ, verließen einige Frauen die Kabine nach heftigen Diskussionen wieder. Dann gelang es mir, mich durch die Tür zu quetschen. Das hieß aber nicht, dass ich gleich mein Bett beziehen konnte, denn es waren immer noch mehr Menschen als Schlafplätze in der Kabine. Die Frauen diskutierten weiter und gestikulierten wild umher; ich beobachte das Ganze ohne auch nur ein Wort zu verstehen. Irgendwann war es dann so weit, dass man mir zu verstehen gab, welches mein Bett sein würde.

Auch wenn ich über einen Tag in diesem Zug verbringen würde, war mir inzwischen ganz egal wo ich schlafen würde, viel wichtiger war mir endlich meinen Rucksack abnehmen zu können. Glücklicherweise habe ich aber das mittlere von den drei Etagenbetten bekommen, von dem man den besten Blick aus dem Fenster hatte.


Ich stand noch eine Weile am Fenster auf dem Gang und blickte auf den vom Mondlicht angeleuchteten Lake Tanganyika. Der angenehm kühle Fahrtwind wehte mir ins Gesicht. Doch auch das konnte mich nicht wacher machen und es reichte nur noch für einen kurzen Tagebucheintrag, bis mir die Augen zu fiehlen.

 

 

Tag 7 – 6. März 2015 Zugfahrt nach Dodoma


Die Zugfahrt war wirklich eines der besondersten Erlebnisse meiner Reise. Einen längeren Halt legten wir am Morgen in Tabora ein. Der Zug blieb ständig stehen, oft auch ohne für mich erkennbaren Grund. Meistens konnten dann wie auch bei den Busfahrten üblich, Getränke und Essen aus dem Fenster heraus gekauft werden. An manchen Stellen wurden aber auch Töpfe, Holzlöffel oder Kämme verkauft, und ich fragte mich warum auf einmal alle diese riesigen geschnitzen Holzlöffel kauften – dabei stürzen sich normalerweise die Touristen auf solche Dinge, naja jetzt waren die Tansanen eben auch so etwas wie Touristen in ihrem eigenen Land. Auch wenn ich die Begeisterung für diese Produkte nicht teilen konnte, müssen es wohl ganz besondere Kochlöffel gewesen sein.

 

Eine der Frauen sprach sogar ein bisschen Englisch und hatte ganz leckere Cardamon-Mandazi dabei. Das sind die leckeren Krapfen, die es auch in Uganda überall gibt. Nur die Variante mir Cardamon muss in Uganda noch eingeführt oder von mir entdeckt werden. Auch die anderen Frauen waren sehr nett zu mir und wegen der zwei kleinen Kinder, die auch noch dabei waren, war es umso einfacher trotz der Sprachbarriere in Kontakt zu kommen. Irgendwie klappt es schließlich immer sich zu verständigen, auch wenn man nicht die gleiche Sprache spricht.

 


 

Die Fahrt war wunderschön, wir fuhren mitten durch die Landschaft, vereinzelt waren Lehmhütten und kleine Dörfer zu sehen. Am Abend hielten wir auch nochmal für längere Zeit an einem kleinen Bahnhof an, wo ganz viele Händler kleine Stände aufgebaut hatten und Speisen und Getränke verkauften. Diesmal stiegen fast alle Fahrgäste aus. Die meisten Reisenden fahren in der 3. Klasse mit, in der es keine Schlaf- sondern nur Sitzplätze gibt, also umso mehr Menschen reinpassen. Ihr könnt euch also ungefähr vorstellen, was dort los war. Überall stieg der Rauch unter den großen schwarzen Kochplatten empor und es roch nach den unterschiedlichsten Gerichten.

 


 

Nach fast 27 Stunden Zugfahrt und einer zurückgelegten Strecke von 807 km, kam ich gegen 23 Uhr in Dodoma an. Mein Plan war am nächsten Morgen nach Arusha weiterzureisen und mir dafür noch das Busticket zu kaufen. Auf der Suche nach einem günstigen Guest House war ich natürlich auch. Und für all diese Vorhaben brauchte ich noch einen Bodafahrer. Ich ging in ein größeres Hotel gegenüber vom Bahnhof, von dem ich zwar schon geahnt hatte, dass es mein Budget übersteigt. Doch ich hoffte, dass man mir trotzdem weiterhelfen würde. Freundlicherweise war der Rezeptionist so nett einen Bodafahrer für mich zu organisieren und ihm zu erklären mich erst zur Busstation und danach zu dem von mir beschriebenen Hostel zu fahren.

 

Nachdem ich fast eine Ewigkeit darauf gewartet hatte, hielt ich endlich mein Busticket in der Hand. Die Fahrt durch die Stadt konnte weiter gehen. Nach einer Weile war ich mir nicht mehr ganz sicher, ob der Bodafahrer auch wusste, wohin er fährt. Doch irgendwann standen wir vor einem kleinen Guest House. Es war zwar nicht das zu dem ich ursprünglich wollte, aber auch nicht teuer und mein Zimmer hatte sogar ein Bad mit heißer Dusche. Es blieb mir nur zu hoffen, dass der Bodafahrer am nächsten Morgen noch wissen würde, wo er mich abholen muss und wann ...

 

 

Tag 8 – 7. März 2015 Dodoma – Arusha, 8 Stunden, 425 km


Am Morgen ging es wieder ziemlich früh los und als der Bus mit ein wenig Verspätung losfuhr, ging gerade die Sonne auf. Überraschenderweise hat die Fahrt nach Arusha gar nicht so lange gedauert wie erwartet und ich kam dort schon am frühen Nachmittag an. Nachdem ich erfolgreich vor mehreren Flycatchern (Flycatcher sind super nervige Menschen, die meinen jede Person, die aussieht wie ein Tourist – mit meinem riesigen Rucksack auf dem Rücken und dem „I've got no idea where I'm going“-Look im Gesicht, fiel ich natürlich absolut in ihr Beuteschema – davon überzeugen zu müssen eine Safari bei irgendjemandem zu buchen, der sie dafür bezahlt anderen Leuten auf die Nerven zu gehen.) geflohen war, setzte ich mich in ein kleines Restaurant, um mir zu überlegen, wo ich die Nacht verbringen würde. Nachdem die Entscheidung gefallen war, nahm ich ein Boda zur India Street.


Es ist wirklich immer wieder herrlich, wenn Bodafahrer sagen, dass sie wisssen welchen Ort du meinst, dich mitnehmen und sich dann herausstellt, dass sie eigentlich gar keine Ahnung haben, wo sie hinfahren sollen.

So war es dieses mal auch. Die Straße zu der ich wollte, liegt mitten im Zentrum. Da fragt man sich doch warum jemand, der sich überhaupt nicht auskennt ausgerechnet Bodafahrer wird? Zu meinem Ziel habe ich es letztendlich doch geschafft und bin nach längeren Verhandlungen über den Preis für das Zimmer im YMCA auch geblieben.

 

Am Abend ging ich einem super leckeren indischen Restaurant essen, das von außen wirklich unscheinbar und eher schäbig aussah, aber mit Abstand das coolste Restaurant war, das ich bisher in Uganda und Tansania besucht habe. Nicht nur die Serviette, sondern auch die Visitenkarten, von der ich mir die mit den Zebras ausgesucht habe, war in Form eines T-Shirts gefaltet und steht jetzt auf dem Regal in meinem Zimmer. Das Essen war ziemlich teuer, aber auch richtig gut! Also, falls ihr mal auf der Suche nach einem genialen Inder in Arusha sein solltet, geht ins Big Bite.



 

Tag 9 – 8. März 2015 Arusha


Über das Safariunternehmen mit dem ich auch meine längere Safari gebucht hatte, wollte ich an diesem Tag eine eintägige Cultural Safari machen, von denen viele verschiedene angeboten werden. Ich entschied mich für die Wanderung zu den Wasserfällen in der Nähe des Mt. Meru, den man selbst vom Stadtzentrum Arushas sehen kann. Als ich morgens mit dem Guide losging, erzählte dieser mir kurze Zeit später, dass es kaum Wasser bei den Wasserfällen gibt und er mir stattdessen den Masai Market zeigen könnte. Ein ganz klarer Fall für: Nettes Angebot, aber ich werde nicht 20 Dollar dafür zahlen, dass du mich zu einem Markt führst.

Ich ging also erstmal in ein kleines Restaurant und überlegte mir was ich stattdessen machen würden. Meine Entscheidung fiel auf das National History Museum im ehemaligen Boma der deutschen Kolonialherren in Arusha. Es ist wirklich schwierig hier überhaupt Museen zu finden und erst recht gute.

Ich war positiv überrascht von der Aussstellung über verschiedene Tier- und Pflanzenarten in Tansania, der Evolution des Menschen und der Kolonialisierung durch die Deutschen. Besonders interessant fand ich die Informationen zur Humanevolution, obwohl ich mich noch gut daran erinnern kann, wie ich mit wenig Beisterung einen Vortrag über die Australopithecine im Bio-LK hielt. Aber jetzt, als ich wusste, dass ich selbst durch den Nationalpark fahren würde, in dem mehrere Funde entdeckt wurden, fand ich das einfach so viel spannender!

 


 

Im Museumsgarten arbeiteten mehrere Künstler und verkauften dort auch ihre Arbeiten. Einer von ihnen erklärte mir genau wie die Gemälde mit Kaltwachs hergestellt werden und bot mir einen Kurs an, bei dem ich selbst an einem solchen Bild mitarbeiten und es später kaufen könne. Ich wollte noch meinen Museumsrundgang beenden und ging dann mit zu seinem Atelier, was praktischerweise in der Straße direkt hinter meinem Hostel gelegen war. Dort kam ich mir ein bisschen so vor wie im Tacheles in Berlin. Das Atelier war natürlich deutlich kleiner, doch die Stimmung fühlte sich aber ähnlich an, umso mehr, je später es wurde. Jeder der schon mal dort war, wird wissen was ich meine.

 

Am Anfang hat mir das Malen super viel Spaß gemacht, aber als klar wurde, dass das Versprechen, wir würden noch am selben Abend fertig werden, nicht aufgehen würde, weil es kein Licht in seiner Werkstatt gab, war ich not so amused. Schließlich wollte ich am nächsten Morgen zu meiner Safari aufbrechen. Außerdem verschwand der Gute zwischendurch immer wieder, um sich ganz offensichtlich zu betrinken, worunter seine Künste leider mehr litten, als dass sie sich steigerten. Als ich mich dann entschied zu gehen, hatte ich natürlich sehr viel Spaß dabei, mit ihm darüber zu diskutieren, wie viel ich ihm denn jetzt für den Malkurs zahlen würde, ohne dass ich mein Bild mitnehmen konnte, weil es eben noch gar nicht fertig war.

 



 

Tag 10 – 9. März 2015 Safari im Lake Manyara National Park


Die drei Franzosen, mit denen ich auf der Safari unterwegs sein würde, stellten sich als eine sehr nette Familie heraus. Witzigerweise kam diese ursprügunglich aus Gagny, einem Vorort von Paris, in dem auch meine damalige Austauschpartnerin wohnte; lebt aber inzwischen auf Mayotte. Ich habe mich auf jeden Fall sehr darüber gefreut endlich mal wieder Französisch sprechen zu können, obwohl ich trotz 8 Jahren Unterricht fast ein Jahr nach dem Abi das Gefühl hatte, so viel schon vergessen zu haben. Nach vier Tagen konnte ich nach und nach aber doch noch einiges an Vokabular aus den hintersten Ecken meines Gedächtnisses hervorholen und wollte am liebsten gar nicht mehr aufhören Französisch zu sprechen. Selbst als ich wieder in Kampala war, formulierte mein Gehirn immer noch französische Sätze.


Im Lake Manyara National Park konnte ich mich neben Elefanten, Giraffen und vielen anderen kleinen Tieren auch für die heißen Quellen begeistern. Diese sind so heiß, dass man es mit den Finderspitzen nur für einen ganz kurzen Moment im Wasser ausgehalten hat. Die gelblich-orange leuchtende Farbe erklärte auch den Schwefelgeruch der kleinen Ströme, die sich durch das Gras zogen. Aufgrund des hohen Mineralsalzgehalts und der Hitze gibt es nur eine bestimmte Art von Gras, die dort überlebensfähig ist. Angeblich sind diese Quellen aber vergleichsweise gar nicht so heiß. In Uganda soll es welche geben, in denen man Eier kochen kann!

 


 

Tag 11 – 10. März 2015 Serengeti National Park


An diesem Morgen kam noch ein super witziger Südkoreaner hinzu, der für ein Jahr – solange hat ihm seine Frau gegeben - mit dem Fahrrad erst durch Asien, dann Europa und nun durch Afrika reist. Auch wenn er nicht besonders gut Englisch sprach, war es total schön sich mit ihm über seine Erlebnisse in den letzten 9 Monaten zu unterhalten.


In der Ngorongoro Crater Conservation Area, die wir passierten, leben sehr viele Masai in kleinen Dörfern. Man konnte sie mit ihren riesigen Herden durch das Land ziehen sehen und sie wegen ihrer bunten Kleidung selbst in den riesigen, rotenbraunen Staubwolken erkennen.

 


 

Auf dem Weg in die Serengeti, hielten wir auch noch an einem Ausblickspunkt über den Ngorongoro Crater und fuhren dann durch die Serengeti Plains, wo wir schon nach kurzer Zeit den ersten Löwen und später eine Gepardin entdeckten, die sich mit ihren Jungtieren in der Mittagssonne unter einem Baum ausruhte und dabei trotzdem wachsam die Umgebung beobachtete.

 


 

Als wir auf dem Campingplatz ankamen, war es schon dunkel. Doch für den atemberaubenden Sonnenuntergang hatte es sich gelohnt, das Zelt im Dunkeln aufbauen zu müssen.



Tag 12 – 11. März 2015 Serengeti National Park und Ngorongoro Crater


Schon um sechs Uhr morgens saßen wir im Auto und starteten unseren Game Drive durch die Serengeti. Die abwechslungsreiche Savannenlandschaft voller Tierherden war einfach faszinierend – wo man nur hinsah, überall Tiere und im Hintergrund der Blick in die unendliche Weite der Savanne. Ich war mitten zwischen grasenden Zebras, gallopierenden Gnus, grazilen Antilopenfamilien und riesigen Büffelherden, die den Staub des trockenen Bodens in die Luft wirbelten.
Am besten gefallen haben mir jedoch die großen Elefantenfamilien, die mit ihren knuffigen Elefantenbabys anmutig durch das Gras stolzierten. Auch von der Löwenfamilie, die gerade dabei war ein bereits erlegtes Zebra zu fressen, waren wir nur wenige Meter entfernt. Aber als einige Löwen dann auf einmal um unseren Jeep herum liefen, war ich irgendwie froh, dass sie gerade erst gefressen hatten!

 



Am Abend fuhren auf einen Campingplatz mit Blick auf den Ngorongoro Crater. In dieser Nacht habe ich den allerschönsten Sternenhimmel überhaupt gesehen! Es war nur so kalt in meinem Zelt, dass ich irgendwann mit mehreren Hosen, Oberteilen, drei paar Socken und einer Jacke in meinem Schlafsack lag.


 

Tag 13 – 12. März 2015 Ngorongoro Crater


Nachdem ich mich dick eingepackt hatte, schlief ich in der Nacht so gut, dass ich meine Wecker überhaupt nicht gehört hatte und erschrocken aus dem Schlaf aufschreckte, als Ndèye, die Französin, mich fragte, ob ich denn gar nicht mit zum Frühstück komme.


An diesem Tag ging es für uns in den Ngorongoro Crater, der auch als größter Zoo der Erde bezeichnet wird. Während der steilen Abfahrt konnten wir schon die ersten Tiere beobachten. Auch hier war wie in der Serengeti noch genau die richtige Zeit, um die Migration der Tiere zu beobachten und selbst in der Ferne konnte man etliche Tierherden, umgeben von riesigen Staubwolken sehen, die sich wie Geister über den Crater Floor bewegten. Ich konnte nur staunen wie viele verschiedene Tierarten dort auf verhältnismäßig kleinem Raum zusammen leben.

 


 

Am Nachmittag machten wir uns schon wieder auf den Weg zurück nach Arusha.

Nachdem wir ein unschönes Erlebnis mit dem Chef des Safariunternehmens hatten, entschied ich mich mit der französischen Familie in einem anderen Hostel zu übernachten und nicht in dem gegenüber des Safaribüros.

 

 

Tag 14 – 13. März 2015 Arusha - Moshi - Himo


Frühmorgens musste ich mich von den Franzosen verabschieden und verbrachte den Vormittag noch in Arusha. Zum Mittagessen ging ich nochmal in das Restaurant in der Nähe der Busstation, in dem ich bei meiner Ankunft in Arusha das erste mal essen war und diesmal wirklich das beste Hühnchen meines Lebens serviert bekommen habe, auch wenn Mamas Teriyaki-Hühnchen und das Chicken vom Bauernhof meiner Tante natürlich ganz nah dran waren! Danach fuhr ich mit dem Bus etwa zwei Stunden lang nach Moshi und mit einem Dalla Dalla weiter nach Himo. Dort wohnen fünf Mitfreiwillige von meiner Organisation: Annika, Thomas, Mara, Joel und Desi, die ich für ein paar Tage besuchen wollte. Schon aus dem Dalla konnte ich ihn sehen: den Kilimanjaro, der höchste Berg Afrikas. Einen guten Blick hatte man aber auch von dem Haus der WG. Stellt euch vor ihr wacht morgens auf, guckt aus dem Fenster und seht den Kilimanjaro!

 


Tag 15 – 14. März 2015 Himo und Marangu


Nach dem Frühstück half ich Joel dabei, an seinem Ofen weiter zu bauen, den er im Hof auf einem Fundament aus Backsteinen errichtet hat. Mit den Füßen rührten wir zusammen mit Anniaka Lehm an und schichteten diesen dann um eine Sandkuppel, die nach dem Trocknen der ersten Lehmschicht entfernt werden würde. Es hat ziemlich viel Spaß gemacht, auch wenn ich leider nicht dabei sein werde, wenn die erste Pizza aus dem Ofen geholt wird.

 

Am Nachmittag machten Thomas und ich uns auf den Weg zu den Wasserfällen nach Marangu. Die Fahrt mit dem Dalla hat mir gezeigt, dass Matatu fahren in Uganda wirklich harmlos ist. Es kommt zwar auch oft vor, dass mehr Menschen in einer Reihe sitzen als Sitzplätze vorhanden sind und der Conductor hockt fast immer bei einem Fahrgast auf dem Schoß. Aber Dalla fahren in Tansania toppt wirklich alles. Die Minibuse sind dort viel höher, sodass man mit gekrümmtem Oberkörper darin stehen kann. Außerdem ist die Sitzplatzverteilung ganz anders; es gibt besser gesagt einfach weniger Sitze, sodass das Stehen einiger Fahrgäste ohnehin vorgesehen ist.

Bevor wir in das Dalla einstiegen, zögerten wir, weil es schon jetzt so voll war, dass ich nicht genau wusste, wie wir da noch reinpassen sollten. Aber, obwohl schon 26 Leute an Bord waren, forderte der Condor immer mehr an der Straße stehende Menschen auf, einzusteigen. Und tatsächlich stiegen noch fünf Personen mehr ein, sodass ich mich irgendwann an der Schulter einer Mama festhalten musste. Egal wie eingequetscht man ist, hat man irgendwie trotzdem das Bedürfnis sich festzuhalten. Weil ich Thomas nicht mehr sehen konnte, dachte ich schon, ich hätte vergessen auszusteigen. Ich wusste nämlich gar nicht wo wir hin mussten. Er fuhr aber nur zusammen mit dem Condor bei geöffneter Schiebetür außen mit. Mein Rucksack wurde mir schon beim Einsteigen aus der Hand genommen und lag hoffentlich noch immer vorne auf dem Amaturenbrett. Den von Thomas hielt jemand anderes auf dem Schoß. Ich hoffte einfach, dass wir bald aussteigen würden, denn ich hatte das Gefühl, dass mein Arm jeden Moment abfallen würde, wenn die Mama vor mir nicht bald aufhören würde, sich darauf abzustützen und ich keine Sekunde länger so gekrümmt stehen konnte. Kurze Zeit später hatten wir es dann auch endlich geschafft und ich nahm mir vor, mich nie wieder aufzuregen, wenn ich mich in Uganda in einem Matatu mit vier oder fünf Erwachsenen und drei Kindern in eine Reihe quetschen muss.

 

Aber nicht nur die Fahrt war ein Erlebnis, sondern auch die Wasserfälle, die Umgebung in Marangu und durch die Bananenplantagen dort zu laufen, war richtig schön!

 


 

Tag 16 – 15. März 2015 Himo und Moshi


Am Morgen fuhr ich mit Joel nach Moshi. Wir blieben aber gar nicht so lange, weil das Café in das wir eigenlich gehen wollten leider geschlossen hatte. Nach einem kleinen Ausflug in den Nakumatt, das ostafrikanische Einkaufsparadies, fuhren wir auch schon wieder zurück nach Himo.


Abends bekam ich noch eine kleine Führung durch den Neubau des Krankenhauses neben dem Faraja Health Center, in dem Mara und Joel arbeiten. Von oben auf dem Dach hatte man einen wahnsinnig guten Blick auf den Kililmanjaro!


 

Tag 17 – 16. März 2015 Faraja Health Center und Moshi


Bis Mittags war ich mit Joel im Faraja, einer kleinen Krankenstation in Himo und habe einen kleinen Einblick in das Projekt bekommen. Nach der Mittagspause entschied ich mich mit Annika auf den Markt in Himo zu gehen, weil ich mir noch ein paar Dinge nähen lassen wollte, da die Schneider in Tansania deutlich günstiger sind als in Uganda. Fündig geworden bin ich erst später, als ich mit Annika in Moshi noch ein paar Stoffläden fand. Danach trafen wir uns mit einem Freund von Annika in einem Restaurant und fuhren zu einer Roof Top Bar. Wenn es nicht schon lange dunkel gewesen wäre, hätten wir beim Kilimanjaro trinken wahrscheinlich sogar den Kilimanjaro sehen können, von dessen schneebedecktem Gipfel ich am frühen Abend noch ein Foto gemacht habe!

 

 

Tag 18 – 17. März 2015 Holy Childhood Primary School


An diesem Tag ging ich mit Annika und Thomas in die Schule und besuchte dort auch Desi im Kovent. Ich werde wohl nie vergessen wie genial es aussah, als auf einmal die ganze Schule auf dem Hof anfing die Makarena zu tanzen, die von den Freiwilligen als Morning Exercise eingeführt wurde. Nach zwei Englischstunden mit Thomas, frühstückte ich mit Annika bei den Nonnen und bekam eine kleine Führung durch das Konvent. Um halb fünf fuhren wir mit dem Schulbus wieder zurück nach Himo. Als wir ankamen waren Mara und ihr Freund von Sansibar zurück, sodass ich sie am letzten Abend doch noch treffen konnte und wir zusammen nochmal Chipsi Mayai im Stammrestaurant der WG essen gingen.


 

Tag 19 – 18. März 2015 Himo - Nairobi, 373 km, 10 Stunden


Um kurz nach sieben nahm ich von Himo einen kleinen Bus, der bis zur kenianischen Grenze nach Tarakea fuhr. Dort angekommen hatte ich absolut keinen Plan, wohin ich muss, und es gab auch kein Schild, das mir weiterhelfen konnte. Aber Bodafahrer, die einem ihre Fahrdienste anbeiten, gibt es schließlich überall.

Das größere Problem war das Vorhaben, mein Visum mit einem Hundertdollarschein zu bezahlen, was leider nicht möglich war, weil der Grenzbeamte kein Wechselgeld hatte. Ich musste also erstmal zurück zur nächsten Bank und meinen Schein wechseln, bevor es weiter gehen konnte. Danach wartete ich über eine Stunde bis das sogenannte Noah, wie immer und überall ein Toyota Minibus, endlich los fuhr.


Ich kam erst um kurz nach fünf in Nairobi an und musste feststellen, dass es vielleicht doch nicht die beste Idee war Joel meinen Reiseführer zu verleihen, weil ich mich nun, ohne zu wissen wo ich bin und wo ich hin muss, auf die Suche nach dem Busunternehmen easycoach machte. Ich fragte eine Frau, die mit mir im Noah saß, und sie war ganz erstaunt, dass ich ihre Frage, ob ich hier denn niemanden kenne, mit nein beantwortete. Sie versuchte mir zu helfen, wusste aber selbst auch nicht wo ich hin muss. Zum Glück habe ich das Booking Office von easycoach kurze Zeit später entdeckt.


Leider hatte ich aber nicht genug kenianische Shilling dabei, sodass ich noch fast eine Stunde in einer Bank wartete, um mein Geld wechseln zu können. Ungeduldig saß ich mit einer Ziehnummer im Wartebereich der Bank. Keine Chance sich nach african style und dem Motto „Dreistheit siegt“ vorzudrängeln, wie ich es in Uganda gelernt hatte, weil man dort sonst in manchen Situationen wohl niemals dran kommen würde. Einer der Ticketverkäufer hat mir netterweise dabei geholfen, die vielleicht einzige Bank in ganz Nairobi zu finden, die nach 17 Uhr noch geöffnet hatte. Ich war schon ganz nervös, weil ich dachte, dass ich den Nachtbus um sieben Uhr verpassen würde. In Nairobi fühlte ich mich zwar sicherer als erwartet, weil die Stadt so viel mehr wie eine westliche Stadt wirkt als Kampala. Trotzdem hatte ich nicht vor, dort zu übernachten.

Um kurz vor sieben hielt ich dann mein Ticket in der Hand und konnte in den Bus einsteigen. Es dauerte noch ewig bis wir aus Nairobi rausgefahren waren – was für eine riesige und im Vergleich zu Kampala wirklich moderne Stadt!


 

Tag 20 – 19. März 2015 Rückfahrt von Nairobi nach Kampala, 672 km, 15 Stunden


Ich glaube, es war gegen drei Uhr morgens als wir an der ugandischen Grenze in Busia alle aus dem Bus aussteigen mussten. Beim Schlange stehen kam ich mit einem Ugander ins Gespräch, der in Deutschland an der Universität in Aachen studiert hat und richtig gut Deutsch sprach. Wie verrückt ist das denn? Ich stehe mitten in der Nacht an der ugandisch-kenianischen Grenze und unterhalte mich mit einem Ugander auf Deutsch!


Ich weiß nicht genau warum ich das gedacht hab, aber irgendwie war ich davon ausgegangen, dass ich schon früh morgens in Kampala ankommen würde. Das war leider nicht der Fall. Als wir gegen halb elf endlich da waren, hatte ich erstmal genug von stundenlangen Busfahrten. Nach Hause konnte ich aber auch nicht, weil ich keinen Schlüssel hatte und Maria und Elena beide bei der Arbeit waren. Also ging ich mit meinem ganzen Gepäck erstmal in meinem Lieblingscafé frühstücken und erledigte noch ein paar andere Dinge, die mit dem Rücksack auf dem Rücken möglich waren. Am Nachmittag machte ich mich dann auf den Weg zurück, in der Hoffnung, dass meine beiden Mitbewohnerinnen wieder da sein würden, was glücklicherweise auch der Fall war. Endlich war ich wieder zu Hause, back in the crazy city!

 

Es war eine unglaublich tolle Erfahrung alleine zu reisen, auch wenn mir manche Situationen fast ein bisschen zu aufregend waren und ich zwischendurch nicht ganz sicher war, ob es wirklich überleben würde. Aber ich würde es wieder tun und werde dieses Abenteuer immer in sehr guter Erinnerung behalten.

 

Asante sana an alle, die diese Reise zu einem für mich so unvergesslichen Erlebnis gemacht haben!